Portosystemischer Shunt (PSS)

Die Leber ist ein wesentliches Organ für die Entgiftung der im Verdauungstrakt aufgenommenen, lebensnotwendigen Substanzen. Im Mutterleib erfolgt die Versorgung des Fötus und die Entsorgung der Giftstoffe durch das Muttertier. Der Leberkreislauf ist beim Fötus daher stark eingeschränkt. Der aus dem Magen-Darmtrakt stammende Teil der Lebergefäße wird durch ein Gefäß, den „Ductus venosus“, direkt von der Pfortader in die hintere Hohlvene geleitet und die Leber so umgangen. Nach der Geburt verschließt sich der Ductus venosus und die Leberdurchblutung steigt. Dadurch wird die Leberentwicklung vervollständigt. Bei Tieren mit Portosystemischem Shunt wird die Leber auch nach der Geburt umgangen, indem eine Gefäßverbindung („Shunt“) zwischen der Pfortader und der hinteren Hohlvene bestehen bleibt. Diese Verbindung ist entweder ein bleibender (persistierender) Ductus venosus, oder ein beim normalen Fötus nicht angelegtes zusätzliches Gefäß. In beiden Fällen wird die Leber auch nach der Geburt umgangen. Sie bleibt in ihrer Entwicklung zurück und kann daher und aufgrund des fehlenden Gefäßanschlusses ihre Funktionen nicht erfüllen. Betroffene Tiere werden daher durch die in der Nahrung enthaltenen Bestandteile, insbesondere Abbauprodukte tierischer Eiweiße, innerlich vergiftet. Die Patienten fallen häufig durch zentralnervöse Ausfälle (epileptiforme Anfälle, Blindheit, Orientierungslosigkeit u.a.) auf. Manche Tiere bleiben nur im Wachstum zurück, verhalten sich anders oder bekommen Harnsteine. Die Symptome sind äußerst vielfältig. Meist tritt nach Umstellung auf eine fleischeiweißfreie Diät eine deutliche Besserung auf. Die Therapie der Erkrankung besteht im Verschluss des Shunts. Bei plötzlichem Verschluss kann es jedoch aufgrund des plötzlich zur Leber fließenden Blutes zu einer Überlastung des Leberkreislaufes und zu schweren Komplikationen kommen. Daher muss ein PSS meist schrittweise oder langsam über mehrere Tage-Wochen verschlossen werden. Hierfür existieren zahlreiche Methoden. Die Wahl der Methode hängt stark von der Lage des Shunts (in der Leber oder außerhalb der Leber), vom Verlauf des Shunts und seiner genauen Stammgefäße, von der Dicke des Shunts, von der Qualität des Portalkreislaufes und von anderen Faktoren ab. Grundsätzlich kann jedoch gesagt werden, dass intrahepatische Shunts insgesamt schwieriger zu behandeln sind und die Behandlung vorsichtigere Erfolgsaussichten hat als das bei extrahepatischen Shunts der Fall ist. In einigen Einrichtungen werden intrahepatische Shunts interventionell (minimalinvasiv über Katheter) operiert. Die Erfolgsaussichten sind mit denen des chirurgischen Vorgehens vergleichbar, jedoch nicht besser. Egal ob minimalinvasiv oder chirurgisch, portosystemische (insbesondere intrahepatische) Shunts gehören in die Hände eines mit diesen Erkrankungen erfahrenen Chirurgen. Insbesondere bei intrahepatischen Shunts gibt es auch Fälle, in denen ein Verschluss des Gefäßes nicht möglich ist. Hier muss lebenslang eine strenge Diät eingehalten werden. Diese Tiere haben zwar eine geringere Lebenserwartung als Patienten, bei denen ein vollständiger Shuntverschluss möglich ist. Die Lebensqualität ist meist jedoch sehr gut.


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