Arthrose bei Hunden und Katzen

Zusammenfassung

Viele Hunde und Katzen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Arthrose. Sie entsteht als Folge anderer Gelenkerkrankungen, kann aber auch ohne erkennbare Ursache entstehen. Die Behandlung der Arthrose setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Die Behandlung der ursächlichen Erkrankung steht im Zusammenspiel mit weiteren Verfahren. Hier sind insbesondere die Physiotherapie (Krankengymnastik), Anpassung des Körpergewichtes und anderer körperbelastender Faktoren sowie - in Phasen stärkerer Lahmheit - die Schmerztherapie zu nennen.

Weitere Informationen

Unter „Arthrose“ (Osteoarthrose) werden die Folgen eines übermäßigen Gelenkverschleiß verstanden. Beim Hund tritt dieser meist aufgrund einer Grunderkrankung des Gelenkes auf (zum Beispiel Hüftgelenk- oder Ellbogengelenkdysplasie, Kreuzbandriss o.a.), er kann jedoch auch spontan oder aufgrund einer unerkannten Grunderkrankung entstehen.

Arthrose 1Die Arthrose ist gekennzeichnet durch Veränderungen aller Gelenkstrukturen. Der Gelenkknorpel wird zerstört. Entlang der Knorpelränder und Kapselansätze bilden sich knöcherne Zubildungen (Osteophyten). Die Gelenkflüssigkeit wird dünnflüssiger, ihre Zusammensetzung verändert sich und ihre Schmiereigenschaften werden schlechter. Die Gelenkkapsel verdickt sich durch vermehrte Einlagerung von Bindegewebe. Die Erkrankung führt zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit.

Die Osteoarthrose an sich ist nicht heilbar. Der wichtigste Bestandteil der Therapie bei Arthrosepatienten ist daher die Bekämpfung der Grunderkrankung, sofern diese bekannt ist. Auf diese Weise wird versucht, den Prozess der Arthroseentwicklung (wenn möglich) zu stoppen oder zu verzögern. Häufig ist die Arthrose jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass sie dem Tier auch nach erfolgreicher Behandlung der Ursache weiter Probleme bereitet. Erschwert wird die Behandlung außerdem dadurch, dass viele der zur Arthrose führenden Erkrankungen nicht vollständig heilbar sind, und die Arthroseentwicklung trotz korrekter Therapie weiter geht. Daher wird bei Patienten mit Arthrose grundsätzlich empfohlen, unterstützende Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen auf das Befinden des Tieres auch langfristig möglichst gering zu halten.

Arthrose 2Glücklicherweise ist der Grad der Arthrose nicht zwangsläufig mit dem Grad der Lahmheit des Tieres assoziiert. Es gibt viele Patienten, die trotz schwerer Arthrose ein annähernd beschwerdefreies Leben führen können. Hierfür sind viele Faktoren verantwortlich, die zum Teil nicht bekannt sind. Die korrekte Behandlung der Grunderkrankung, ein angemessenes Körpergewicht und eine angemessene körperliche Belastung gehören in jedem Falle dazu.

Folgende unterstützende Maßnahmen werden neben der Behandlung der ursächlichen Erkrankung zur Therapie der Osteoarthrose derzeit empfohlen:

1. Gewichtsreduktion

Viele Tiere sind für ihre Größe zu schwer. Arthrosepatienten sind auffallend oft adipös. Ein gesunder Bewegungsapparat verkraftet zwar ein gewisses Maß an Übergewicht, auch wenn eine Adipositas für den Gesamtorganismus sicher nicht gesund ist. Bei Tieren mit Gelenkerkrankungen bedeutet hingegen jedes Kilogramm Übergewicht eine weitere Überlastung der Gelenke, Schmerzen sowie einen beschleunigten Gelenkverschleiß.

Einen schlanken Hund erkennen Sie unter anderem daran, dass er eine Taille hat und die Bauchlinie nach innen gezogen ist. Ferner können Sie mit leichtem Druck die Rippen fühlen. Sind Rippen und Dornfortsätze der Wirbelsäule hingegen deutlich sichtbar, ist der Hund abgemagert - was ebenfalls nicht der Fall sein sollte.

Diese Grundsätze gelten für alle Hunderassen. Auch wenn nicht jeder Hund wie ein Windhund aussehen muss - die häufig verbreitete Ansicht, bestimmte Hunderassen (z.B. Labrador Retriever, Berner Sennenhund, Rottweiler) müssten bestimmte „Normgewichte“ erfüllen und „rund“ sein, ist aus medizinischer Sicht nicht nur Unfug. Sie ist auch ein Faktor für die Häufung orthopädischer Erkrankungen bei diesen Rassen.

2. Belastungsanpassung

Überbelastungen sollten bei Tieren mit Osteoarthrose vermieden werden. Insbesondere Sprünge, plötzliche Richtungswechsel, klettern und ähnliche stoßartige Belastungen setzen die Gelenke teilweise einem Vielfachen des Körpergewichtes aus. Hierdurch kommt es zu einem beschleunigten "Gelenkverschleiß".

Günstig sind hingegen regelmäßige bzw. gleichförmige Bewegungen, zum Beispiel beim schwimmen oder laufen auf weichem Untergrund. Diese sind für die Beweglichkeit und den Muskelaufbau förderlich und schonen dabei die Gelenke.

3. Physiotherapie

Um der mit der Osteoarthrose einhergehenden Einschränkung des Bewegungsradius entgegen zu wirken, sollten regelmäßig passive und aktive Bewegungsübungen durchgeführt werden. Ferner ist eine gut ausgebildete Muskulatur für die Funktion des gesamten Bewegungsapparates - auch der Gelenke - von Vorteil. Daher können physiotherapeutische Maßnahmen zu einer wesentlichen Verringerung der klinischen Symptomatik führen oder den negativen Verlauf verzögern.

Die Kontaktaufnahme mit einem gut ausgebildeten Tierphysiotherapeuten ist hier in jedem Falle sinnvoll.

4. Schmerzmedikation

In Phasen deutlicher Schmerzhaftigkeit wird zu einer vorübergehenden Versorgung mit nichtsteroidalen Antiphlogistika geraten. Ihr Tierarzt wird Ihnen die richtigen Medikamente empfehlen. Um unerwünschte Nebenwirkungen soweit wie möglich zu vermeiden, sollte die Anwendung möglichst kurz (in der Regel 5-7 Tage) erfolgen.

Cortisonpräparate sollten bis auf wenige Ausnahmen vermieden werden, da sie schwere Nebenwirkungen verursachen und negative Auswirkungen auf verschiedene Gelenkstrukturen haben können.

Außerdem sollten Sie keinesfalls die gängigen Präparate aus der Humanmedizin verwenden (Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac u.a.), da diese von Tieren häufig nicht gut vertragen werden und gehäuft schwere Nebenwirkungen (bis zum Magenwanddurchbruch) auftreten.

Die Behandlung sollte immer mit einer strengen Ruhighaltung des Tieres kombiniert werden. Die Ruhighaltung sollte einige Tage länger als die Schmerzmedikation erfolgen. Danach sollte das Tier langsam über einen längeren Zeitraum an normale Belastungen gewöhnt werden.

5. Gelenkinjektion von Hyaluronsäure

Hierüber erfahren Sie in einem eigenen Artikel mehr - hier der Link.

6. "Nutraceuticals"

Hierbei handelt es sich um Futtermittelzusatzstoffe, die von medizinischem Nutzen sein können.

Bei Gelenkerkrankungen werden häufig sogenannte "Chondroprotektiva" wie Pentosanpolysulfat, Grünlippenmuschelextrakte, Glucosamin oder Chondroitin eingesetzt. Auch wenn diese Substanzen weder zum "Knorpelaufbau" noch zur Heilung einer Arthrose führen, berichten Besitzer teilweise von einer Reduktion der Lahmheit ihres Tieres, wenn die Anwendung über einen längeren Zeitraum erfolgt. Bisherige neutrale wissenschaftliche Untersuchungen konnten eine für den Patienten wirklich relevante Wirkung jedoch nicht nachweisen.

Es handelt sich bei diesen Präparaten nicht um Arzneimittel, sondern um Futtermittelzusatzstoffe. Daher sind die Anforderungen an den Wirkungsnachweis bei der Zulassung deutlich geringer als bei Medikamenten. Herstellung und Vermarktung erfolgen in der Regel nicht durch Arzneimittelhersteller, sondern durch die Futtermittelindustrie. Deren (nicht neutrale) Studien genügen wissenschaftlichen Kriterien (Fallzahl, Plazebokontrolle, Verblindung von Präparat, Plazebo und verabreichenden Personen, Dosisermittlung usw.) in der Regel nicht. Sie zeigen jedoch geringe positive Effekte und sind trotz fragwürdiger Studienprotokolle Basis einer intensiven und erfolgreichen Vermarktung der entsprechenden Produkte.

Da ernsthafte Nebenwirkungen bisher nicht nachgewiesen wurden, kann die Anwendung bei Patienten Sinn machen, denen anders nicht geholfen werden kann - bisweilen auch "unterstützend" zu einer medikamentellen oder chirurgischen Therapie. Allerdings wird Ihr Tier dadurch nicht geheilt und auch eine Verbesserung der Symptomatik tritt nicht immer ein.

7. Alternativmedizin

In den letzten Jahren kommen - nicht nur im Gebiet der Orthopädie - alternativmedizinische Verfahren (Homöopathie, Goldakupunktur etc.) mehr und mehr in Mode.

Über deren Wirksamkeit wird in der Fachwelt viel gestritten. Leider gibt es zu dieser Thematik nicht viele Studien, die höheren wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden. Die Kenntnisse beschränken sich größtenteils auf Erfahrungsberichte, deren subjektive Zusammenstellung und „Expertenmeinungen".

Obwohl die Ergebnisse der wenigen bisher vorhandenen objektiven Studien enttäuschend sind, gibt es zahlreiche Besitzer und Tierärzte, die von der Wirksamkeit verschiedener alternativmedizinischer Methoden überzeugt sind. Positive, teilweise geradezu euphorische, Erfahrungsberichte und Theorien über den jeweiligen Wirkungsmechanismus finden sich daher im Internet in großer Zahl.

Ein wesentliches Prinzip medizinischen Handelns ist jedoch der objektive wissenschaftliche Nachweis der Wirkung und die Kenntnis über Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie. Aus schulmedizinischer Sicht sollte die Anwendung alternativmedizinischer Verfahren daher auf Patienten beschränkt bleiben, für deren Erkrankung keine Therapie mit Wirkungsnachweis existiert - oder „unterstützend“ erfolgen. Es sollte immer berücksichtigt werden, dass eine unwirksame Therapie zu einer Verlängerung, teilweise auch zur Verschlimmerung, des Leidens des Patienten führt. Eine effektive und risikofreie Behandlungsmethode ist sicher der Wunschtraum jedes Schulmediziners und niemand würde sich davor verschließen. Allerdings sollten vor deren Einsatz sowohl der positive Effekt als auch das Fehlen möglicher Risiken und Nebenwirkungen nachgewiesen werden - unabhängig von den wirtschaftlichen Interessen des Anwenders.

Häufig ist die Entscheidung für ein alternativmedizinisches Verfahren mehr emotional und von der individuellen Grundeinstellung des Tierbesitzers bzw. Tierarztes abhängig als von einer nüchternen Abwägung der Vor- und Nachteile verschiedener Therapieoptionen.

Oft spielt aber auch eine große Verunsicherung angesichts der bekannten möglichen Nebenwirkungen vieler schulmedizinischer Verfahren oder auch schlechter persönlicher Erfahrungen mit Ärzten und Behandlungsmethoden eine Rolle.

Diese Verunsicherung wird dadurch verstärkt, dass tiermedizinische Studien über alternativmedizinische Verfahren in noch geringerem Umfang existieren als in der Humanmedizin.

Grundsätzlich ist es daher ratsam, sich vor der Behandlung einen Tierarzt zu suchen, dem man vertraut. Wenn man sich für ein alternativmedizinisches Verfahren entscheidet, lohnt es sich ferner in jedem Falle, vor der Therapie in Erfahrung zu bringen ob die Methode auch beim Menschen in größerem Stil erfolgreich eingesetzt wird. Ist das nicht der Fall, sollten die Gründe, warum eine Methode nur bei Tieren, nicht aber beim Menschen große Erfolge versprechen soll, gemeinsam mit dem Tierarzt erörtert werden.

Arthrose Knie Vergleich

Dreidimensionale Volumenrekonstruktion einer computertomographischen Untersuchung der Kniegelenke eines Hundes. Das Kniegelenk mit dem vorderen Kreuzbandriss (rechts) ist aufgrund seiner Arthrose deutlich vom gesunden Kniegelenk zu unterscheiden.